Pressemitteilungen des NABU Baden-Württemberg

05.09.2025

132.000 Menschen für den Naturschutz im Land

NABU-Mitgliederstand erneut gewachsen / Jahresbericht sorgt für Transparenz und belegt solide Finanzen

Stuttgart – Naturschutz ist vielen Menschen im Land ein wichtiges Anliegen, Tendenz steigend: Rund 132.000 Mitglieder verzeichnet der NABU in Baden-Württemberg mittlerweile. Der heute erschienene Jahresbericht 2024 des Naturschutzverbands zeigt exemplarisch, wie die Arbeit des NABU wirkt. „Zentrale Erfolgsfaktoren bei unserem Einsatz für die Natur sind, neben dem großen Rückhalt in der breiten Bevölkerung, eine starke Basis mit rund 230 ehrenamtlich aktiven Gruppen überall im Land sowie solide Finanzen“, sagt NABU-Landesgeschäftsführer Uwe Prietzel. „So können wir uns direkt vor Ort für die Lebensräume von Kiebitz und Rebhuhn, Mopsfledermaus und Feldgrille einsetzen – und uns als Anwalt der Natur für die dringend notwendigen politischen Weichenstellungen stark machen.“ 

 

Hand in Hand: Bewährte Konzepte und neue Wege

In gezielten Projekten, mit vielen Partnern und Aktionen setzt sich der NABU für den Natur- und Artenschutz in Baden-Württemberg ein. Dabei setzt der Verband auf bewährte Konzepte und erschließt zugleich neue Wege. So wurden in der Saalbachniederung 30 Jahre ehrenamtliches NABU-Engagement mit der Einstufung als Naturschutzgebiet belohnt, 1.250 Hektar Wälder, Wiesen und Feuchtbiotope stehen seit 2024 unter Schutz. In der Nachkriegszeit ist die einst riesige Wiesenlandschaft nach und nach trockengelegt und fast komplett umgebrochen worden, kaum ein Vogel fand in den 1980er Jahren hier noch Nahrung oder einen Brutplatz. Jetzt rasten und brüten hier wieder viele seltene Vogelarten, seit der NABU mit Hilfe von Partnern Flachgewässer angelegt hat und die Saalbachwiesen extensiv bewirtschaftet. Zu verdanken ist dieser Erfolg vor allem Franz Debatin vom NABU Hambrücken, der seit 1994 mit Spendenmitteln landwirtschaftliche Flächen aufkauft und Betriebe sowie Behörden für Naturschutzmaßnahmen gewinnt. 

 

Neue Wege geht der NABU in Südbaden: „Es ist sehr aufwändig, Vogelarten und Insekten in Schutzgebieten auf herkömmliche Weise zu erfassen. Deshalb setzen die Kolleginnen und Kollegen hier künstliche Intelligenz ein“, erläutert Prietzel. Rekorder zeichnen die Stimmen von Vögeln und Heuschrecken auf. Die einzelnen Arten werden automatisch bestimmt und an einen Server übertragen. Zusammen mit Kartierungsdaten entsteht so ein detailliertes Bild der Gebiete. Dadurch lässt sich zum Beispiel besser entscheiden, wann gemäht werden kann, um die Vogel- und Insektenwelt bestmöglich zu schonen.

 

Stabile Basis dank solider Finanzplanung

Solide Planung, transparentes Handeln und ein verantwortungsvoller Umgang mit den treuhänderisch zur Verfügung gestellten Mitteln kennzeichnen die Arbeit des NABU-Landesverbands. „Wir haben das Finanzjahr abermals mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen. Der Überschuss lag bei 772.000 Euro, verantwortlich dafür sind insbesondere zweckgebundene Projektzuschüsse, die in den Folgejahren verausgabt werden, sowie ein einmaliger Zuschuss der Stiftung Naturerbe Baden-Württemberg“, berichtet Prietzel. Die NABU-Stiftung Naturerbe Baden-Württemberg hat das Haushaltsjahr 2024 ebenfalls mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen. Die Erträge aus der Stiftung werden in konkrete Naturschutzprojekte des NABU in Baden-Württemberg investiert.

 

Jahresbericht 2024 des NABU Baden-Württemberg zum Download: www.NABU-BW.de/jb2024

Der NABU ist Mitglied der Initiative Transparente Zivilgesellschaft.


02.09.2025

Baden-Württemberg stimmt ab: Wahl zum Vogel des Jahres 2026 startet

Amsel, Rebhuhn, Schleiereule, Waldohreule und Zwergtaucher kämpfen um Titel

Stuttgart – Am 2. September starten der NABU und sein bayerischer Partner Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) die öffentliche Wahl zum Vogel des Jahres. Alle Menschen in Baden-Württemberg und bundesweit können mitentscheiden, wer 2026 die Krone der Vogelwelt tragen soll. Im Rennen sind diesmal Amsel, Rebhuhn, Schleier- und Waldohreule sowie Zwergtaucher. „Die Amsel kennt wohl jedes Kind, der Zwergtaucher dürfte eher nicht so geläufig sein. Mit dem Rebhuhn ist eine stark gefährdete Agrarvogelart dabei. Und dann stehen noch zwei Eulenarten zur Wahl“, sagt NABU-Vogelschutzexperte Stefan Bosch. „Jede Vogelart bringt ein wichtiges Naturschutzthema mit, das unsere Aufmerksamkeit braucht – jede der fünf hat es verdient, gewählt zu werden.“

 

Die Amsel (Turdus merula) ist einer der bekanntesten Singvögel. Ihr melodisch-melancholischer Gesang ist weithin zu hören, wenn sie abends in einem hohen Baum oder auf dem Dachfirst singt. Damit es ihr gut geht, braucht sie naturnahe Gärten mit heimischen Sträuchern als Rückzugsort und Futterquelle. Städtische Grünflächen sollten extensiv gepflegt werden und überhaupt mehr Grün in die Städte gebracht werden. Der Wahlslogan der Amsel lautet darum: „Beeren statt Beton!“ Sie ist derzeit nicht gefährdet. In den vergangenen Jahren machte ihr aber immer wieder das tödliche Usutu-Virus zu schaffen, das sich in heißen Sommern unter der Amselpopulation ausbreitet. 

 

Das Rebhuhn (Perdix perdix) ist ein in Baden-Württemberg besonders stark gefährdeter Kandidat – deshalb setzt sich der NABU Baden-Württemberg mit einem eigenen Projekt für die Rückkehr ein. Um 1990 brach der Bestand des Bodenbrüters stark ein. Da der Hühnervogel auf Wiesen, Feldern und Brachflächen lebt, ist er von der intensiven Landwirtschaft betroffen. Er leidet unter großflächigen Monokulturen, wo es ihm an Verstecken und Futter mangelt. Mit dem Slogan „Für Felder voller Leben!“ fordert das Rebhuhn eine naturverträgliche Landwirtschaft: mehr ökologischen Anbau und weniger Ackergift. 1991 war das Rebhuhn schon einmal Vogel des Jahres.

 

Die Schleiereule (Tyto alba) wohnt häufig in Kirchtürmen und alten Scheunen. Doch durch Sanierungen und Vergitterungen von Einfluglöchern findet sie immer weniger Brutplätze. Nur 500 bis 1.500 Paare brüten im Südwesten. „Gib mir dein Dach!“, ist darum ihr Slogan. Helfen kann man ihr durch spezielle Nistkästen, die sie gern annimmt. Viele NABU-Gruppen im Südwesten unterstützen sie damit. Die nächtliche Jägerin mit ihrem auffälligen weißen Herzgesicht wird auch durch die intensive Landnutzung bedroht, bei der häufig Rodentizide, die Mäuse dezimieren sollen, eingesetzt werden. Wühl- und Spitzmäuse sind die Hauptnahrung der Schleiereule. 

 

Die Waldohreule (Asio otus) brütet in weiten Teilen Baden-Württembergs mit etwa 3.000 Paaren. Sie sieht aus wie ein kleinerer, schlankerer Uhu. Ihre auffälligen „Ohren“ sind keine, sondern Federpuschel ohne Hörfunktion. Die Wahlohreule lebt gern in lichten Wäldern, jagt in strukturreichen Landschaften Wühl- und Spitzmäuse – so wie die Schleiereule. Sie baut häufig nicht selbst ein Nest, sondern brütet in verlassenen Krähen- oder Greifvogelnestern. Und sie braucht alte Bäume, etwa im Wald, Park oder auf dem Friedhof. Bei der nächtlichen Jagd fliegt sie wie alle Eulenarten lautlos und ortet ihre Beute akustisch. Ihr Wahlslogan lautet: „Ohren auf, Vielfalt an!“

 

Der Zwergtaucher (Tachybaptus ruficollis) ist unser kleinster heimischer Taucher. Er ist so zart, dass man ihn auf den ersten Blick für ein Entenküken halten könnte. Er braucht natürliche, saubere Gewässer. „Tauchen statt Trockenlegen!“ ist darum sein Wahlslogan. Der scheue Zwergtaucher baut sein Nest meist schwimmend in der Uferzone, wo er zwischen Schilf und anderen Pflanzen gut versteckt ist. Zu Gesicht bekommt man ihn nur schwer, hören kann man ihn dagegen gut. An ungestörten Flussufern im Land erklingt sein auffälliger Balztriller „bibibibibibibibi“.

 

Wichtige Fakten zur Wahl „Vogel des Jahres 2026“:

Am 2. September um 10 Uhr öffnet das virtuelle Wahllokal unter www.vogeldesjahres.de. Bis 9. Oktober, 11 Uhr, kann abgestimmt werden und am selben Tag verkünden NABU und LBV den Sieger. Der „Vogel des Jahres“ wurde in Deutschland erstmals im Jahr 1971 gekürt. Seit 2021 wird er durch eine öffentliche Wahl bestimmt. Der aktuelle Vogel des Jahres ist der Hausrotschwanz. 

Mehr Infos und Stimmabgabe: www.vogeldesjahres.de

 

Zusatzinfo: Vögel in Deutschland: 314 NABU-Kurzporträts: Wie viele Blaukehlchen brüten in Deutschland, wie balzen Kraniche und wie sehen eigentlich Kampfläufer aus? Vogelporträts mit spannenden Zahlen, Informationen und Bilder der heimischen Vogelwelt.