22. September 2024
Eutingen im Gäu – Im September hörte man im Wald zwischen Mühlen (b. Horb) und Eutingen gleich vierzehn Motorsägen auf einmal. Genau so viele Teilnehmende zählte der vollbesetzte Kurs, den der NABU am 21.- 22. September für seine ehrenamtlich Aktiven veranstaltete. Dafür haben sich die zwei NABU-Regionalgeschäftsstellen Gäu-Nordschwarzwald und Neckar-Alb zusammengetan und mithilfe des NABU-Landesverbands ein dreiköpfiges Referententeam an Bord geholt. Ihre Jahrzehntelange Erfahrung teilten Markus Rotzal, Jörg Illi und Daniel Proske gerne mit den NABU-Naturschützenden. Das Ziel: Ehrenamtliche fit machen für die sichere Landschaftspflege. Auf einen Abend Online-Theorie folgten eineinhalb Tage der praktischen Anwendung am Baum, Gerätewartung und Unfallverhütung. Am Ende stand eine Abschlussprüfung: Wer zeigte, dass er den sicheren Umgang mit seiner Säge beherrscht, erhielt das Zertifikat für den anerkannten Grundlehrgang.
Gute Vorbereitung rettet Leben
Bevor die Teilnehmenden bei sonnigem Wetter im Eutinger Wald ihre Fertigkeiten am Gehölz erprobten, wurde zunächst die PSA, also die persönliche Schutzausrüstung überprüft. Neben einem Helm tragen die NABU-Aktiven Sicherheitsschuh, Handschuhe, Gehörschutz, Gesichtsschutz und eine Schnittschutzhose. „Bevor ihr loslegt, schauen wir uns eure Maschinen an. Egal ob Benzin- oder Akkusäge, immer auch das Öl nachfüllen!“, so der Hinweis von Anleiter Markus Rotzal. Überraschend klingelt ein Handy. „Apropos: Bevor der Sägeeinsatz beginnt, prüft ihr euren Telefonempfang und speichert am besten die Koordinaten des Rettungspunktes“, weist Rotzal hin. In einer Gefahrensituation kann das Leben retten.
Wo gehobelt wird…
Wenn man es genau nimmt, sägt die Kettensäge nicht, sie hobelt. Nun wurde also fleißig losgehobelt: Zunächst an Reißighaufen, später in Kleingruppen an Bäumen mit bis zu 20 cm Stammdurchmesser. Hier fallen – außer Spänen – zunächst Begriffe, die bereits in der Theorie erwähnt wurden: Fallkerbe, Bruchkante, Fällheber, Fällkeil, Rückweichweg. Eine Fällung sollte gut durchdacht und vorbereitet sein. Bevor es zum alles entscheidenden Schnitt kommt, wird der Gefahrenbereich – doppelte Baumhöhe – visuell und akustisch gesichert: „Baum fällt!“
Alle Fotos: NABU/ T. Ayoub
Theorie, aber vor allem Praxis
Die Referenten gingen auf Fragen ein, stellten unterschiedliche Säge-Modelle anhand der mitgebrachten Geräte vor und gaben Tipps und Hinweise, worauf es ankommt. Entsprechend der eigenen Vorkenntnisse wurde der Umgang mit der eigenen Säge geübt. So hatte jeder die Möglichkeit mit dem Gerät zu arbeiten, das auch später in der Pflege zum Einsatz kommt. Auch der Eutinger Förster freute sich über die Mithilfe. Er markierte zuvor Bäume, die zu Übungszwecken gefällt werden durften. Wichtig: „Zukunftsbäume“ stehen lassen! Sie werden zur neuen Gehölzgeneration entwickelt.
Nur wer seine Geräte gut pflegt, pflegt gut!
Während Markus Rotzal die Motorsäge theoretisch zerlegte, machte Jörg Illi es ihm praktisch nach. Als Vorstandsvorsitzender der Gruppe Ruit kennt er die Einsatzbereiche in der ehrenamtlichen NABU-Flächenpflege. Beim Kurs nahm er sich Zeit, um die Motorsäge eines Teilnehmers auseinander und wieder zusammen zu bauen. Jedes noch so kleine Teilstück, dessen Funktion, Säuberung und Wartung wurden erläutert.
So sind unsere NABU-Aktiven gut gerüstet, damit Landschaftspflege und Sägearbeiten zuverlässig und vor allem sicher gelingen!
Miteinander und voneinander Lernen
Die Ehrenamtlichen aus 10 NABU-Gruppen in 6 Landkreisen kannten sich zuvor nur teilweise. Sie vereint die Freude an der praktischen Naturschutzarbeit. Auch der Austausch untereinander kam nicht zu kurz. Die Teilnehmenden unterstützten sich selbstverständlich gegenseitig. Als eine Fällung nicht ganz planmäßig verläuft und einen „Hänger“ produziert – die Baumkrone verhakte sich in einer Astgabel – kamen alle zusammen und zogen den Baum schließlich mit vereinter Kraft und einer Seilwinde zu Boden. Geschafft! Wer den ganzen Tag im Wald am „Schaffen“ ist, braucht ordentlich Kraftstoff. Für das leibliche Wohl sorgten die NABU-Geschäftsstellenleitungen Markus Pagel (Gäu-Nordschwarzwald) und Tamara Ayoub (Neckar-Alb) mit Brezeln und einer großen Portion Pizza.
Gutes Wetter, gute Stimmung, gutes Fazit
Und haben es denn nun alle geschafft? Der letzte Kurstag fand im NABU-Landschaftspflegezentrum in
Eutingen statt. Hier teilte Markus Rotzal die Abschlusstests aus. Genau so viele Zertifikate durfte er kurze Zeit später überreichen. Stolz nahmen die Ehrenamtlichen diese entgegen und freuten
sich über den Erfolg. Auch das Feedback der Teilnehmenden fiel gut aus: „Mir hat das Wochenende sehr gut gefallen., gute Leute, etliche Gleichgesinnte“, resümiert ein Teilnehmer aus Metzingen ,
„Tolle Stimmung, tolle Bewirtung“, sagt ein Teilnehmer aus Rottenburg „Super Referenten und vor allem konnte man so viel für die Praxis mitnehmen, klasse!“ lobt ein Ehrenamtlicher aus
Mössingen.
Wir sagen herzlichen Dank an alle Kursteilnehmer*innen und an unser sympathisches und kompetentes Referententeam!
Über die Referenten
Markus Rotzal ist Naturschutzmacher aus Leidenschaft, Vorsitzender des NABU-Kreisverband Mettmann (NRW) und bildet hauptberuflich angehende Forstwirt*innen und Gärtner*innen aus.
Der praxiserprobte Pädagoge wurde unterstützt von Baumpfleger und Rückepferd-Profi Daniel Proske, der ebenfalls für den Kurs angereist war. Jörg Illi ist Landmaschinenmechaniker und wie er sagt „in den NABU hineingeboren. Der NABU gehört zur Familie“.